Corona in Tansania



Das Leben in Tansania - einem Land in Ostafrika und 2,7x so groß wie Deutschland - findet vor allem im Freien statt. Schon die Temperaturen lassen das zu. 
Menschen kommen sich hier oft sehr nah, etwa in den vollen Kleinbussen oder auf den Märkten. Man sieht dabei kaum jemanden, der eine Maske trägt. Auch Restaurant- und Shopbesuche sind ohne Einschränkung möglich. Es würde in Tansania keine Fälle (mehr) geben, so die Antwort auf die Frage, was denn mit Corona wäre. Keine Conronafälle? Wirklich nicht? "Nein." Unmissverständlich.
Ich hielt mich etwa sechs Wochen in dem Land auf - Anfang Februar bis Mitte März 2022, war in Arusha und auf Sansibar. Weil ich meist Privatunterkünfte wählte, hatte ich viele Begegnungen mit Einheimischen.
So traf ich in Arusha jemanden, der mir sagte, vor ein paar Monaten hätte es tatsächlich vermehrt Fälle von Fieber, Husten und Atemwegsproblemen gegeben. Sie wären fast zeitgleich aufgetreten. Diese Beschwerden hätte es dort zuvor nicht gegeben. Aber mit eigenen Mitteln hätten sich die Betroffenen innerhalb weniger Tage selbst kurieren können. Es würde hier gute eigene Medizin geben. Nun jedenfalls wäre wieder Ruhe, keine solchen Fälle mehr. Hatte es Todesfälle gegeben? Nein, gestorben wäre niemand daran.




Auch auf Sansibar immer wieder die gleiche Antwort. Was woanders wäre, wüsste man nicht, aber auf Sansibar würde es kein Corona geben. So trafen sich die Menschen in Stonetown etwa allabendlich zahlreich in einem zentralen Park, um an den vielen Ständen zu speisen und in der lauen Luft lange zusammenzusein. Und nirgends eine Maske. 


Ein Erlebnis, das in Kontrast zu diesen Eindrücken stand, hatte ich jedoch in Arusha, als ich eines Sonntags einen lutheranischen Gottesdienst besuchte. Es waren viele "weisse" Menschen dort. Im Stadtbild sah ich sie seltener. Der Gottesdienst hatte einen ähnlichen Ablauf, wie ich ihn aus Deutschland kannte. Und alle, wirklich alle, trugen eine Maske. Hatte man keine dabei oder trug sie nachlässig unter der Nase, wurde man im Eingangsbereich darauf hingewiesen. Gegen eine Spende durfte man sich auch auch eine nehmen. Pastor und Helfer nahmen ihre Masken nicht einmal beim Sprechen ab, so dass ich sie nur schwer verstand. Warum nur diese Selbstbeschränkung bei Temperaturen von über 30°C?
Vor allem löste es bei mir, die das Thema Corona tatsächlich für Momente vergessen hatte, wieder Angstgefühle aus. Gesungen wurde auch nur mit Maske.


In Sansibar sah ich so etwas nicht. In diesem Teil des Landes, wo der überwiegende Teil der Menschen muslimisch ist und fünf mal täglich der Gebetsgesang von den Minaretten ertönt, sieht man keine Masken. Höchstens  vereinzelt. Auf dem Gelände des Testcenters und im Flughafen sind sie jedoch Pflicht.
Der frühere Präsident John Magafuli, im März 2021 61 jährig verstorben, stand den Corona Maßnahmen kritisch gegenüber, stellte auch die Tests als unglaubwürdig dar, als er darauf hingewiesen hatte, dass Tests an Pappayas und Ziegen ebenfalls positiv ausgefallen waren. Auf internationalen Druck hin hatte er schließlich aber doch zum Schutz durch Masken aufgerufen. Man findet vor vielen Geschäften auch Wasserbehälter und Seifenspender als freiwilliges Angebot - auch das ein Zugeständnis an die Situation.
Tansania gehört zu den wenigen Ländern Afrikas, in die man noch ohne Impfung reisen kann. Seit 2020 seien jedoch viel weniger Touristen gekommen. Ganze Resorts blieben ohne Gäste. Dabei ist das Land sehr auf die Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen. Wenn ich das Thema aber als Problem sehen wollte, ähnlich Corona, antwortete mein Gegenüber oft nur mit einem Lächeln und den Worten "Hakuna Matata", was so viel bedeutet wie: "Es gibt keine Probleme.", oder: "Es ist alles in bester Ordnung." Es zeigte mir, dass ihre Probleme nicht unsere sind und ich von ihren nur wenig verstanden habe. 

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